Riesenberghöhle
Die Riesenberghöhle im Süntel
Ein Naturdenkmal von internationalem Rang
Im Jahr 1969 wurde im Steinbruch am Riesenberg bei Langenfeld im Kreis Hameln-Pyrmont nach einer Sprengung eine Tropfsteinhöhle vom Höhlenforscher Bodo Schillat entdeckt. In Fachkreisen galt die 980 Meter lange Höhle als Sensation. Sie entstand vor rund 100.000 Jahren durch Auswaschungen und ist bis heute in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Sie zählt zu den bedeutendsten Naturdenkmälern in Niedersachsen und steht unter strengem Naturschutz.
Diskussion um eine touristische Nutzung
Bürgerinnen und Bürger der Region äußerten früh den Wunsch, die Höhle zumindest teilweise für den Fremdenverkehr zugänglich zu machen, um die Attraktivität der Region zu steigern. Entsprechende Anfragen wurden an die Landesregierung gerichtet. Doch schnell zeigte sich, dass eine touristische Erschließung erhebliche Gefahren für das fragile Ökosystem der Höhle mit sich bringen würde.
Risiken durch eine Öffnung
Die Riesenberghöhle verfügt nur über einen Eingang. Für eine Schauhöhle wäre ein zusätzlicher Ausgang erforderlich – ein technisch hochriskantes und aufwendiges Vorhaben. Zudem würde ein solcher Eingriff das empfindliche Klima der Höhle verändern. Zugluft, Beleuchtung und Besucherandrang hätten gravierende Folgen: Tropfsteinwachstum würde zum Erliegen kommen, Kristalle durch Algenbildung zerstört und die einzigartige Forschungsstätte für immer geschädigt.
Fledermäuse im Mittelpunkt des Schutzes
Besondere Bedeutung kommt den Fledermäusen zu. Die Riesenberghöhle bietet aufgrund ihres warmen und feuchten Klimas ideale Bedingungen als Sommer- und Winterquartier. Drei streng geschützte Arten wurden dort nachgewiesen: das Große Mausohr, die Bartfledermaus und die Wasserfledermaus. Alle drei gehören zur Roten Liste gefährdeter Arten (Kategorie 2).
Schon kleine Klimaveränderungen durch den Bau eines zweiten Ausgangs oder durch Besucherströme würden diesen Lebensraum unbewohnbar machen. Damit ginge nicht nur ein bedeutendes Quartier verloren, sondern auch ein zentraler Beitrag zum Erhalt dieser bedrohten Tierarten. Der Schutz der Fledermäuse gilt deshalb als zentrales Argument gegen eine touristische Nutzung.
Weitere seltene Arten im Höhlenökosystem
Neben den Fledermäusen finden sich in der Riesenberghöhle zahlreiche weitere seltene und spezialisierte Tierarten: höhlentypische Spinnen, Schmetterlinge wie der Höhlenspanner (Rote Liste: Kategorie 3), Käfer, Springschwänze und Amphibien. Auch sie sind von den stabilen klimatischen Bedingungen abhängig und würden durch eine Öffnung massiv gefährdet.
Wissenschaftliche Bedeutung
Die Höhle ist die einzige in Niedersachsen, in der die Tropfsteinbildung aktuell weiter fortschreitet. Hier können Forschende die Wachstumsprozesse der Tropfsteine in Mitteleuropa unter natürlichen Bedingungen beobachten – ein europaweit einzigartiges Forschungsfeld. Untersuchungen zu Zuwachs und Sedimenten liefern wertvolle Erkenntnisse über die geologische Entwicklung der Region.
Zugang nur für Wissenschaft und in Ausnahmefällen
Angesichts der großen Empfindlichkeit des Höhlensystems gestattet die Landesregierung nur streng reglementierte Befahrungen: maximal zweimal pro Jahr und mit höchstens zehn Personen. Für die breite Öffentlichkeit bleibt die Höhle verschlossen, auch wenn Fotos, Filme und wissenschaftliche Veröffentlichungen zugänglich sind.
Vom verborgenen Naturwunder zur zugänglichen Schauhöhle
Während die Riesenberghöhle aus Gründen des Artenschutzes und der wissenschaftlichen Bedeutung der Öffentlichkeit verschlossen bleiben muss, fand sich in unmittelbarer Nähe eine Alternative für Besucher: die Schillat-Höhle. Sie wurde 1992 bei Sprengarbeiten im Steinbruch Riesenberg entdeckt und später zu einer Schauhöhle ausgebaut. Seit August 2004 ist sie als einzige Höhle im Weserbergland zugänglich und verbindet geologische Faszination mit naturnaher Umweltbildung.

Titelfoto: © 2003 Manfred Bartsch Schillat-Höhle symbolisch für die Riesenberghöhle.
